The First Soldier

Albert Severin Roche (1895-1939)

Geschichtliche Hintergründe

Albert Severin Roche (1895-1939) war ein angesehener französischer Soldat, der für seine zahlreichen erfolgreichen Einsätze und die Gefangennahme feindlicher Soldaten während des Ersten Weltkriegs bekannt wurde.

1913 wurde er von einer Beurteilungskommission der französischen Armee wegen seiner geringen Größe (1,60 m) abgelehnt. Darüber war sein Vater offenbar erfreut, denn er erklärte: "Wir brauchen Waffen, um den Hof zu führen." Albert wollte aber im Gegensatz zu seinem Vater kämpfen, und so verließ er im August 1914 den Hof, um zum Militär zu gehen.

Albert meldete sich in einem anderen Bezirk im Ausbildungslager Allan, das ihn dem "30. Bataillon of Chasseurs" zuwies. Seine militärische Ausbildung verlief nicht gut, er wurde schlecht beurteilt und nicht respektiert. Schließlich verlor er die Beherrschung und verließ das Lager, woraufhin er sofort gefasst und wegen Desertion verhaftet wurde. Er verteidigte sich damit, dass er kein Deserteur sei und sagte "schlechte Soldaten werden dorthin geschickt, aber ich will dorthin, wo wir kämpfen".

Am 3. Juli 1915 wurde er dem "27. Bataillon der Chasseurs Alpins" zugeteilt, das in der Region Aisne in der heutigen Region "Hauts-de-France", einer Region im Norden Frankreichs, eingesetzt wurde. Dieses Bataillon erhielt von den Deutschen den Spitznamen "Blaue Teufel".


Als Freiwilliger zerstörte er im Alleingang eine deutsche Stellung, indem er sich an die feindlichen Schützengräben heran schlich und dabei bemerkte, dass die Deutschen sich an einem Ofen im Stützpunkt wärmten. Kurzentschlossen warf er einige Handgranaten in den Schornstein des Ofens. Die feindliche Stellung wurde neutralisiert, wobei mehrere Soldaten starben und die Überlebenden sich ergaben. Denn sie glaubten, von einer großen Streitmacht angegriffen worden zu sein. Albert kehrte mit den erbeuteten Maschinengewehren und 8 Gefangenen zu seinem Stützpunkt zurück.

Bei einem anderen Vorfall war Albert der einzige Überlebende seiner Stellung, eines Schützengrabens in Sudel im Elsass. Er benutzte die Waffen seiner toten Kameraden und feuerte sie abwechselnd ab, um den Feind glauben zu machen, dass der Widerstand der Besatzung noch immer entschlossen war. Die Deutschen gaben diesen Angriff schließlich auf.

Albert meldete sich regelmäßig freiwillig zu Aufklärungseinsätzen. Bei einem dieser Einsätze wurde er zusammen mit seinem verwundeten Leutnant gefangen genommen. Während eines Verhörs in einem Bunker isoliert, gelang es ihm, seinen Vernehmungsbeamten zu überwältigen, diesen zu töten und ihm seine Pistole zu entwenden. Mit 42 neuen Gefangenen kehrte er zu den französischen Linien zurück, während er seinen verwundeten Leutnant auf dem Rücken trug.

Während der Schlacht am "Chemin des Dames" (1917) wurde Alberts Hauptmann schwer verwundet und geriet zwischen die Fronten. Albert kroch sechs Stunden lang unter Beschuss, um ihn zu erreichen, und weitere vier Stunden, um ihn schließlich den Trägern der Bahre zu übergeben. Erschöpft schlief er in einem Wachloch ein, wurde aber von einer Patrouille geweckt, die ihn fälschlicherweise für einen Schlafenden im Dienst hielt. Das Verlassen eines Postens unter Beschuss wurde mit der Erschießung innerhalb von 24 Stunden geahndet. Trotz seiner Leugnung hatte Albert keine Zeugen und wurde in eine Arrestkaserne gebracht, wo er auf seine Hinrichtung wartete. Albert schrieb an seinen Vater: "In einer Stunde werde ich erschossen, aber ich versichere Dir, dass ich unschuldig bin". Als er vor ein Erschießungskommando geführt wurde, kam ein Bote und verhinderte das Schlimmste: Alberts Hauptmann war soeben aus dem Koma erwacht und schilderte den tatsächlichen Ablauf.

Am Ende des Ersten Weltkriegs war Albert 23 Jahre alt, neunmal verwundet worden und hatte persönlich 1.180 Gefangene gemacht. Aber er war immer noch ein Soldat zweiter Klasse.

Am 27. November 1918 erschien General Foch auf dem Balkon des Straßburger Rathauses in Begleitung des Soldaten Roche, den er der Menge mit den folgenden Worten vorstellte: "Elsässer, ich präsentiere euch euren Befreier, den ersten Soldaten Frankreichs!" In diesem Zusammenhang wurden ihm anschließend das Kreuz der Ehrenlegion aus den Händen des Befehlshabers der Vogesenarmee, General de Maud'huy verliehen.

In den folgenden Jahren hatte er einige öffentliche Auftritte. Unter anderem 1920 bei einer Zeremonie zum Gedenken an den unbekannten Soldaten am Arc de Triomphe. 1925 war er Mitglied der französischen Delegation, die zusammen mit General Gouraud nach London reiste, um an der Beerdigung des Feldmarschalls Lord French teilzunehmen. Er und fünf Vertreter der Armee wurden auch zu einem Abendessen mit König Georg V. Eingeladen.

Am 14. April 1939, im Alter von 44 Jahren, verstarb Albert nachdem er beim Aussteigen aus einem Bus von einem Auto erfasst wurde. Das Auto, das ihn tödlich verletzte, gehörte dem ehemaligen Präsidenten der Republik, Emile Loubet.

Wie der Historiker Pierre Miquel in La Grande Guerre day-to-day, Editions Pluriel schreibt: "Dieser Mann hatte vier Kriegsjahre hinter sich, er war neunmal verwundet worden, er war tausendmal dem Tod nahe gewesen, fast zu Unrecht als Meuterer erschossen. Er war allen Gefahren, allen Unfällen entgangen. [...] All das, um zwanzig Jahre später auf dem Heimweg, bei einem Autounfall getötet zu werden."

Der französische Politiker und Premierminister Édouard Daladier verlangte, dass ihm bei seinem Begräbnis die vollen militärischen Ehren erwiesen wurden. Im Jahr 1971 errichtete die Gemeinde Réauville vor dem Haus seiner Familie eine Gedenkstätte. Der Leichnam von Albert Roche, der ursprünglich in Sorgues beigesetzt worden war, wurde am 22. September 1967 auf den Friedhof Saint-Véran d'Avignon überführt, wo er noch immer liegt (Platz 40, Reihe Nord, Grab 15).

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Albert (links) und General Gouraud (rechts)

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Albert (rechts) mit seinen Kameraden und seinen ersten Auszeichnungen

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Sabaton mit dessen Urenkel (Tommy Falchero) [2. v. rechts], sowie dem Bürgermeister von Reauville (Norbert Perrin) [links] und dem Oberst des Alpenjägerbataillons (Colonel Vincent Minguet) [3. v. links]

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Sabaton mit dessen Urenkel (Tommy Falchero) [3. v. rechts], sowie dem Bürgermeister von Reauville (Norbert Perrin) [2. v. links] und dem Oberst des Alpenjägerbataillons (Colonel Vincent Minguet) [4. v. links]

Sonstige Infos

Roches Geschichte wird in Comicform in "Monsieur Le Chien und L'Odieux Connard, Le Petit théâtre des opérations" (Éditions Audie-Fluide Glacial, 2021) erzählt.

Bei der Show im April 2023 im "Zenith" in Paris gab es zwischen der Band und dem Urenkel (Tommy Falchero) von Albert Severin Roche ein Treffen. Weiterhin war auch der Bürgermeister (Norbert Perrin) aus dessen Heimatgemeinde und der Oberst (Vincent Minguet), welcher aktuell das Alpenjägerbataillon leitet, in dem Roche stationiert war, mit eingeladen.

Daten- & Bildquellen

Textquellen:

Wikipedia - Albert Severin Roche [englisch]

Wikibrief - Albert Severin Roche [deutsch]

Reauville - Dorf des ersten Soldaten Frankreichs [französisch]

Grignanvalreas Tourisme - Albert Severin Roche [französisch]

Le Parisien - Die unglaubliche Ehrung des "ersten Soldaten Frankreichs" durch eine schwedische Metal-Band [französisch]

 

Bildquellen:

Bild 1: Wikipedia

Bild 2: Reauville.fr (Genehmigung zur Veröffentlichung durch Bürgermeister Hr. Norbert Perrin)

Bild 3: Reauville.fr (Genehmigung zur Veröffentlichung durch Bürgermeister Hr. Norbert Perrin)

Bild 4: Bereitstellung des Fotos & Genehmigung zur Veröffentlichung durch Bürgermeister Hr. Norbert Perrin

Bild 5: Bereitstellung des Fotos & Genehmigung zur Veröffentlichung durch Bürgermeister Hr. Norbert Perrin