Midway

Verbände der Kaiserlich Japanischen Marine, United States Navy

Geschichtliche Hintergründe

Vorgeschichte

Seit das Kaiserreich Japan am 07. Dezember 1941 die westlichen Alliierten angegriffen hatte (Pearl Harbor), führten die kaiserlichen Streitkräfte einen äußerst erfolgreichen Feldzug zur Eroberung der britischen und niederländischen Kolonien in Südostasien. Mit dem amerikanischen Luftangriff am 18. April 1942 auf Tokio änderten sich jedoch Situation.

Nach dem Angriff erklärte Admiral Yamamoto Isoroku die Vernichtung der verbliebenen US-Flotte zur höchsten Priorität. Der Plan sah vor, die beiden kleinen Atoll-Inseln (Sand Island und Eastern Island) einzunehmen und dort eine eigene Luftbasis aufzubauen. Dies sollte die Amerikaner veranlassen, ihre Trägerflotte nach Midway in Marsch zu setzen. Die kampferprobte japanische Übermacht wollte sie dort angreifen und möglichst alle feindlichen Träger vernichten. Nach einem Sieg, der zum Einem eine Vergeltungsmaßnahme und zum Anderen die Vorbereitung auf Angriffe gegen die Inselgruppe der Fidschis und Samoa seien sollte, wäre die Übermacht der Japaner im Pazifik so groß geworden, dass man eventuell einen Friedensvertrag hätte aushandeln können, der die aktuellen Grenzen festschrieb – wie es die japanische Endsieg-Strategie vorsah.

Ein wesentlicher Faktor im Vorfeld war die Entschlüsselung des japanischen Marinekodebuchs und die vereinte Funkaufklärung amerikanischer, britischer, australischer und niederländischer Kräfte. Die US-Funkaufklärung empfing eine Nachricht, die an alle großen japanischen Flugzeugträger gerichtet war und einem Einsatzbefehl glich. Es war von einem Zielkürzel AF (Midway) die Rede. Gegen Ende Mai gelang es anhand von japanischen Funksprüchen, auch den geplanten Angriffstag zu identifizieren. Er war der 04. Juni.

Die Midwayinseln sind die westlichsten der Nordwestlichen Hawaii-Inseln und bildeten zu dieser Zeit den am weitesten im Westen liegenden Vorposten der US-Amerikaner im Zentralpazifik. Der strategische Wert der Inseln selbst war gering; aufgrund ihrer geringen Größe eigneten sie sich nur als Aufklärungsstützpunkt und Auftankstation, da Hin- und Rückweg zwischen Pearl Harbor und Midway zusammen über 3500 Kilometer ausmachen. Pläne zur Eroberung von Midway gab es auf Seiten der Japaner zwar schon seit dem Beginn des Krieges, sie waren jedoch nie ausgeführt worden, da der Aufwand zur Versorgung der eroberten Inseln als größer erachtet wurde als ihr Nutzen als Aufklärungsbasis.

Aufgrund der relativen Nähe zu Pearl Harbor, dem einzigen als große Flottenbasis verwendbaren Hafen, der den US-Streitkräften abseits der Häfen an der US-Westküste im Pazifik zur Verfügung stand, konnten die Amerikaner es sich jedoch nicht leisten, die Insel ohne Weiteres zu verlieren. Eine Invasion von Midway bot die Möglichkeit, die US-Pazifikflotte trotz ihrer Schwäche zu einer Entscheidungsschlacht zu zwingen.

Die Japaner setzten Ende Mai 1942 den Trägerkampfverband Kidō Butai von Vizeadmiral Nagumo Chūichi mit vier Flugzeugträgern, dem Flaggschiff Akagi, der Kaga, der Hiryū und der Sōryū, in Richtung Midway in Marsch. Dazu kamen die Schlachtschiffe des Oberkommandierenden Admirals Yamamoto Isoroku. Mit den Zerstörern und Kreuzern unter Vizeadmiral Kondō Nobutake bildete er die Invasionsflotte für Midway.

Am 27. Mai machte Admiral Nimitz machte seine Flotte bereit, bestehend aus den beiden Flugzeugträgern Enterprise (Capt. Murray) und Hornet (Capt. Mitscher). Die beschädigte Yorktown lief nach Reparaturen, jetzt als Flaggschiff von Admiral Frank J. Fletcher, zwei Tage später, am 29. Mai aus. Zusätzlich wurde die Luft- und Landverteidigung von Midway erheblich aufgerüstet.

Um dem Angriff erfolgreich begegnen zu können, sandte Nimitz Kampfgruppen nordöstlich von Midway und Fernaufklärer Flugboote um Midway herum aus. Am Morgen des 3. Juni erfolgte gegen 9:00 Uhr die erste Sichtung, als etwa 470 Meilen westsüdwestlich vor Midway zwei japanische Minensuchboote entdeckt wurden. Erste Luftangriffe richteten kaum Schäden bei der japanischen Flotte an.

 

Der 04. Juni 1942

Kurz nach 05:30 Uhr meldete eine Aufklärungsmaschine die Sichtung der japanischen Trägerflotte 320 Kilometer nordwestlich von Midway. Verbunden mit der Information, dass die Japaner mehr als 100 Kampfflugzeuge und Bomber von ihren Flugzeugträgern in Richtung Midway gestartet hatten. Eine Jagdstaffel wurde zum Schutz Midways eingesetzt und fing die japanische Formation um 6:15 Uhr ab. Die japanischen Jäger, welche die Bomber begleiteten, fügten den amerikanischen Jagdverbänden erhebliche Verluste zu. 17 Jäger der US Navy wurden abgeschossen, nur zwei Maschinen waren nach der Landung noch flugtauglich. Um 6:30 Uhr erreichte die japanische Kampfgruppe Midway und bombardierte 20 Minuten lang beide Inseln. Auf Eastern Island wurden Ziele getroffen, aber die Start- und Landebahnen blieben fast unbeschädigt. Auf Sand Island wurden Öltanks, der Wasserflugzeughangar und andere Gebäude zerstört.

Während sich die japanischen Maschinen auf dem Rückweg zu ihren Trägern befanden, griffen die amerikanischen Bomber aus Midway die feindlichen Schiffe an. Ohne Jagdschutz und mit vielen unerfahrenen Piloten waren die Verluste der Amerikaner hoch, ohne dass sie auch nur einen Treffer erzielen konnten.

Es folgten 16 SBD-Sturzkampfbomber, die nichts trafen, aber acht SBD gingen verloren. Für die meisten amerikanischen Piloten war dies der erste Kriegseinsatz. Sie hatten nur eine überstürzte Ausbildung erhalten. Es folgte ein Angriff von 15 Bombern aus 4000 m Höhe, die ebenfalls nichts trafen. Nun erreichten die elf Sturzkampfbomber aus Midway die Schiffe und griffen sie erfolglos mit Bomben an. Sie verloren drei Maschinen.

Um 7:00 Uhr starteten die Träger Hornet, Yorktown und Enterprise ihre Trägergeschwader. Es starteten Staffeln mit 41 Torpedobombern, 84 Sturzbombern und mit 26 Jägern um die japanischen Träger anzu-greifen. Für die 59 Flugzeuge der Hornet befahl Cmdr. Stanhope Ring einen nördlicheren Kurs. Doch die Staffeln konnten keine Japaner entdecken. Lediglich die 15 Torpedobomber unter Lt.Cmdr. John Waldron, der einen südlicheren Kurs befohlen hatte, waren erfolgreich. Sie fanden die Japaner als Erste und wurden vollständig vernichtet. Kurz darauf trafen auch die Torpedobomberstaffel der Enterprise ein, von den 14 Torpedobombern gingen zehn verloren. Die zwölf Torpedobomber der Yorktown flogen ihre Angriffe im Verband mit den anderen Staffeln an, doch auch diese Staffel verlor zehn von zwölf TBDs. Gleichzeitig hatten diese verlustreichen Angriffe aber zur Folge, dass der japanische Jägerschirm auf niedrige Höhe gezogen wurde und die kurz darauf eintreffenden Sturzkampfbomber freie Bahn hatten.

Die Bomber der Enterprise unter Lt.Cmdr. Wade McClusky sahen auf dem südlichen Kurs gegen 10 Uhr unter sich den Zerstörer Arashi. McClusky entschloss sich, dem Zerstörer zu folgen, und erblickte kurze Zeit später den japanischen Trägerverband.

Da die japanischen Jagdflugzeuge die Torpedobomber der Yorktown bekämpften und dazu den Jagdschutz auf eine geringe Höhe heruntergezogen hatten, konnten die SBD-Sturzbomber der Enterprise und der Yorktown gegen 10:20 Uhr aus großer Höhe unbemerkt angreifen. Es binnen sechs Minuten, drei der vier japanischen Flugzeugträger schwer zu treffen. Die Akagi, die Kaga und die Sōryū fielen völlig aus und konnten sich nicht mehr an der weiteren Schlacht beteiligen.

Der letzte große japanische Flugzeugträger war die Hiryū. Im Bestreben, den Torpedoflugzeugen auszuweichen, hatte sie sich weit vom übrigen Verband entfernt und wurde daher von den SBDs nicht entdeckt. Von ihr aus startete gegen 11:00 Uhr eine Kampfgruppe mit insgesamt 40 Maschinen. Ziel war
der Träger Yorktown. Gegen Mittag trafen die Bomber die Yorktown, beschädigten und verließen sie mit der Meldung über ein Wrack.

Den Amerikanern gelang es jedoch die Maschinenanlage zumindest teilweise wieder in Betrieb zu nehmen. Das Flugdeck konnte ebenfalls wieder klargemacht werden. Um 14:45 Uhr stießen die japanischen Torpedobomber zufällig erneut auf die Yorktown. Da das Schiff einen intakten Eindruck bot, hielten sie es für den zweiten in der Region vermuteten US-Träger und erzielten zwei Torpedotreffer mittschiffs, welche die Yorktown aber immer noch nicht tödlich trafen. Es kehrten genug japanische Kampfflugzeuge zur Hiryū zurück, um eine dritte Angriffswelle vorbereiten zu können. Die Yorktown konnte ihre eigenen Maschinen jedoch in die Luft bringen und nach der Hiryū suchen lassen. Sie fanden diese am Nachmittag.

Als Hiobsbotschaft für die Japaner meldete nun auch noch ein japanischer Aufklärer den Verband der beiden Flugzeugträger Hornet und Enterprise. Beim Umkreisen machte der Beobachter aber einen Fehler und meldete einen Verband von vier Flugzeugträgern.

Gegen 17:00 Uhr starteten SBD-Sturzbomber von der Enterprise und der Yorktown. Sie trafen die Hiryū trotz Jagdschutz mit vier Bomben, die das vordere Flugdeck zerstörten und den Flugzeugträger in Brand setzten. Um Mitternacht verließ die Besatzung das Schiff und führte den Befehl zur Versenkung aus. Der Zerstörer Tanikaze von mehr als 50 amerikanischen Flugzeugen attackiert, konnte aber mit erfolgreichen Ausweichmanövern entkommen und dabei noch eine SBD abschießen.

In der Nacht am 05. Juni fuhr der japanische Verband aus Schlachtschiffen noch mit Höchstgeschwindigkeit nach Midway, um den Stützpunkt zu zerstören. Der Angriff wurde aber abgebrochen, da man die Kampfkraft der Flugzeuge von vier angenommenen Flugzeugträgern und Midway als zu gefährlich ansah, zumal man selber keinen Jagdschutz mehr hatte. Um 02:55 Uhr befahl Yamamoto schließlich den finalen Abbruch der Schlacht und den Rückzug der gesamten Flotte nach Westen.

Die Yorktown sowie ein Zerstörer wurden am 6. Juni vom japanischen U-Boot I-168 torpediert und schwer getroffen. Sie sanken. Bis zum 7. Juni bombardierten amerikanische Flugzeuge immer wieder einzelne Schiffe der japanischen Flotte. Bei diesen Angriffen wurde der Schwere Kreuzer Mikuma versenkt.

Die Japaner verloren bei Midway vier ihrer insgesamt sechs großen Flugzeugträger und viele ihrer ausgebildeten Piloten. Ihre Verluste an Flugzeugbesatzungen wogen gegenüber denen der Amerikaner besonders schwer, weil sich darunter viel Ausbildungspersonal befand, das für die Fronteinsätze aus den Fliegerschulen abberufen worden war.

Die Schlacht um Midway wurde somit der Wendepunkt im Pazifikkrieg, aber nicht die Entscheidungsschlacht, als die sie oft angesehen wird. Vor Midway hatten die Japaner die Initiative und die Überlegenheit. Sie bestimmten die Schlachten während die Alliierten nur darauf reagieren konnten. Durch die schweren Verluste an Trägern und Piloten änderte sich dies, beide Seiten in etwa gleich stark und das Gleichwicht der Kräfte war wieder hergestellt. Japanische Operationen nach Midway waren allesamt letztendlich vergebliche Versuche, die bei Midway verlorene Initiative zurückzugewinnen. Zwei Monate nach der Schlacht begannen die Alliierten mit der Landung auf Guadalcanal ihre erste Offensive. Danach versuchte die japanische Marine bis zur japanischen Kapitulation 1945 lediglich die Vorstöße der zunehmend stärker werdenden Alliierten zu kontern.

In den USA war 1942 schon das weltweit größte militärische Schiffbauprogramm aller Zeiten angelaufen. Die Produktion von Kriegsschiffen lief auf Hochtouren. Schon Mitte 1943 überstieg die Anzahl der bis dahin vom Stapel gelaufenen und einsatzfähigen neuen Flugzeugträger inklusive ihrer Kampfflugzeuge die Produktion der Träger der Japaner. Bis zum Ende des Krieges war das Übergewicht der USA erdrückend, selbst wenn die Japaner bis dahin keinen weiteren Träger verloren hätten. Der amerikanische Sieg bei Midway beschleunigte dies lediglich.

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Bild 2 - Anmarschwege der beteiligten Verbände

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Bild 3 - Midway-Atoll 1941

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Bild 4 - Yorktown und Hammann werden torpediert (Diorama)

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Bild 5 - Die Yorktown kurz nach der ersten Bomber-Attacke

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Bild 6 - Der sinkende schwere Kreuzer Mikuma

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Bild 7 - Die brennende Hiryū

Sonstige Infos

Die Schlacht um Midway wurde auch mehrfach verfilmt:

  • 1942 - Die Schlacht um Midway (Propagandafilm der US Navy des Regisseurs John Ford)
  • 1949 - Sturm über dem Pazifik
  • 1976 - Schlacht um Midway
  • 1988 - War and Remembrance (TV-Miniserie)
  • 2019 - Midway – Für die Freiheit
Daten- & Bildquellen

Textquellen:

Wikipedia - Schlacht um Midway

Sabaton History - Midway

Bildquellen:

Bild 1 - USS Yorktown während der Schlacht um Midway (coloriert):

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:USS_Yorktown_during_the_Battle_of_Midway_%2834966921235%29.jpg

Urheber: Cassowary Colorizations

Lizenz: CC BY 2.0

 

Bild 2 - Anmarschwege der beteiligten Verbände:

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Battle_of_Midway_Map_from_dean.usma.edu_2015.png

Lizenzfreies Kartenmaterial

 

Bild 3 - Midway-Atoll 1941:

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Aerial_view_of_Midway_Atoll_on_24_November_1941_(80-G-451086).jpg

Urheber/Lizenz: Naval History & Heritage Command, Public domain, via Wikimedia Commons (80-G-451086)

 

Bild 4 - Yorktown und Hammann werden torpediert (Diorama):

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:USS_Hammann_alongside_USS_Yorktown-both_torpedoed.jpg

Urheber/Lizenz: Naval History & Heritage Command, Public domain, via Wikimedia Commons (80-G-701902)

 

Bild 5 - Die Yorktown kurz nach der ersten Bomber-Attacke:

https://commons.wikimedia.org/wiki File:USS_Yorktown_(CV-5)_burning_after_the_first_attack_by_Japanese_dive_bombers_during_the_Battle_of_Midway_on_4_June_1942.jpg

Urheber/Lizenz: USN, Public domain, via Wikimedia Commons

 

Bild 6 - Der sinkende schwere Kreuzer Mikuma:

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Japanese_heavy_cruiser_Mikuma_sinking_on_6_June_1942_(80-G-414422).jpg

Urheber/Lizenz: Naval History & Heritage Command, Public domain, via Wikimedia Commons (80-G-414422)

 

Bild 7 - Die brennende Hiryū:

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Japanese_aircraft_carrier_Hiryu_adrift_and_burning_on_5_June_1942_(NH_73065).jpg

Urheber/Lizenz: Naval History & Heritage Command, Public domain, via Wikimedia Commons (NH 73065)